Prunksitzung der Kibo-Fasnachter in der Stadthalle begeistert das Publikum
Im Jahr eins nach der Halleneinweihung öffnete sich pünktlich um 19.33 Uhr der Vorhang in der Stadthalle zur großen Narrenschau der Kibo-Fasnacht. Wieder einmal wurde die Prunksitzung ihrem außerordentlichen Ruf gerecht.
Joachim Henrich mit seiner Band „Die Entertainer“ stimmte das erwartungsvolle Publikum ein. Mit zackigem Schritt und aufgepflanztem Bajonett marschierte die Ranzengarde ein, gefolgt von der Prinzessgarde mit ihrem Maskottchen, der Wildsau Hannibal. Für ihre Lieblichkeit Prinzessin Bärbel I. ist dies die letzte Saison. Nach einem Melodienreigen von Johann Strauß wirbelten dann 30 Ballettbeine über die Bühne. Einzug des Präsidenten Karlheinz Bieck mit seinen närrischen Staatsministern: Nach Huldigung der Prinzessin („negscht Johr kann ich dann e anneri kisse“) übergab er das Wort an den Sitzungspräsidenten Frank Müller der wortgewandt und gekonnt durchs Programm führte.
Als Protokoller stieg Ernst-Ludwig Huy mit Puderperücke in die Bütt. In seiner unnachahmlichen Art brillierte er mit Songtiteln von Helene Fischer. „Jetzt sag ich was, was ich mich nie traute – ich lieb de Karl, ich du mich oute! De Karl un ich, mer soin debei – atemlos und schwindelfrei.“ In seinem geschliffenen Vortrag ließ er Stadt-, Kreis-, und Landpolitik über die Klinge springen. Sei es der Thielwoog-Rückbau, „die Doppelspitze Leverkus“ oder die Autonomiewünsche von Landrat Werner. Noch einmal beurteilte er die neue „Stadthallehall“, die sich durchaus zur „Hauptstadthallehall“ mausern könnte, und somit das wahrscheinlich längste Nebengebäude der Welt sei.
Aus der Jugend traten dann Paula Ries und Klara Schreiber in die Bütt: Als Babys in Strampelhosen und mit Schmusetier unterm Arm trugen sie lustige Erlebnisse aus dem Babyalltag vor.
Die Gruppe „Nachtkappe“ brachte mit „Viva Las Vegas“ eine fantastische bunte Show mit Zauberei, Tanz, Gesang und Klamauk auf die Bühne, die das Publikum begeistert mitgehen ließ. Urkomisch Stefan Tuchel als französischer Chansonsänger, der seine liebe Not mit dem Spot der Scheinwerfer hatte. Da diese immer etwas schneller waren, als er, musste er sogar zum Akrobaten werden.
Als angstschlotternder Silberhochzeiter stellte Patrick Sommer sein 25-jähriges Ehemartyrium vor. So beklagte er sich auch über die zum Nachteil veränderte Figur seiner Silbergattin. „Wo frieher mol Bää warn, sin heit Stempel, die tran locker die Säule vum e ägyptische Tempel“.
„Alice im Wunderland“ lautete ein Showttanz, der Können und Perfektion mit brillanter Leichtigkeit darbot. Da gab es Ballerinen, die als Kaffeetassen über die Bühne tanzten, hüftschwingende, rassige Bauchtänzerinnen in orientalischen Schleierkostümen, eine spitzentanzende Raupe und pastellfarbene Blumenkinder. Als dann noch die Herzkönigin mit ihren Spielkarten auftrat, wurde es sogar feurig und rockig. Eine Bravourleistung der Ballettschule „Flex und Point“, einstudiert von Christine Uhl und Lisa und Nora Fröhlich. Hier war noch die Schule der unvergessenen Isolde Dierks zu erkennen.
Christine Weyers und Florian Hupp zeigten in einem Sketch, wie man erfolglos gegen den Winterspeck angeht. So wurde bis zum Umfallen über eine Pizzabestellung diskutiert, so dass am Schluss alle guten Vorsätze über den Haufen geworfen waren. Mit „Riwwer Niwwer“ und „Johnny Walker“ begab man sich in einen Saloon des Wilden Westens. Cowboys und „Hääder Mexikaner“ heizten dem Publikum ordentlich ein. Die Gruppe stand unter der Leitung von Joachim Henrich.
Der Auftakt des zweiten Teils begann schottisch: Wilde Highlander in Kilts, begleitet von Dudelsackpfeifen, brachten schottische Tanzkunst perfekt und doch komisch dar. Die Schotteneinlage war ein Beitrag des Jungelferrates, und man kann nur bemerken: Wer einen solchen Nachwuchs vorzeigen kann, dem braucht es um die Zukunft nicht bange zu sein.
Kaum steht die Halle, schon hat sich ein Stammtisch an der Orangerie gebildet. Andreas Eich, Matthias Schildknecht und Frank Partsch parodierten Schwänke aus dem Handwerkerleben nach dem Motto: „Es is zwar noch Samschdag, awwer ich fiehl mich schunn vum Montag verfolgt“.
Es folgte ein Madonna-Medley vom Allerfeinsten, bei dem Musik und Tanz die Stimmung im Saal zum Überkochen brachten. Dazu ließen Flamencotänzerinnen mit heftigen Staccato-Schritten die Bühne nur so beben. Auch diese fantastische Darbietung kam von der Ballettschule „Flex und Point“.
Einen Angriff auf die Lachmuskeln brachten die „Chaosnarren“ mit ihrem Auftritt im Dschungelcamp. Unter afrikanischen Klängen in bunten Tierkostümen agierten Tarzan und Mogli so urkomisch, dass kein Auge trocken blieb – erst recht nicht, als King Louie und seine Bande ihre Affentänze aufführten. Ein gelungener, toller Auftritt, und wenn zwischendrin mal die Technik versagte, wurde dies witzig vom Sitzungspräsidenten überspielt und zum Lacher gemacht.
Zu später Stunde gelang es den beiden Straßenkehrern Karlheinz Bieck und Kai Willig, einen weiteren Angriff auf die Lachmuskeln des närrischen Publikums zu landen. Nicht nur Witze und mit Pointen gespickte Kerchemer Stickelcher brachten das Publikum zum Lachen. Mit hervorragend umgedichteten Liedern wie „Wenn im Schlosspark die rote Sonne im Teich versinkt“ oder, dem „Wolgalied“ nachempfunden, „Es steht ein Windrad am Hungerbersch, gebaut vun Juwi ganz iwwerzwerch“ schossen die beiden Erzkomödianten den Vogel ab. Begeisterter Applaus und der Ruf nach Zugabe waren hier mehr als gerechtfertigt.
Ein letzter Showtanz, „Let there be Love“, und das Publikum war eins mit der Bühne und rockte mit bis zu den Stücken „Irgendwann, irgendwo sehn wir uns wieder“ und „Keine Panik auf der Titanic“.
Panik brauchen die Kibo-Karnevalisten wahrlich nicht zu haben, denn diese fantastische Sitzung zeigte, dass das Schiff der Kibo-Fassenacht auf gutem Kurs ist. Die Bühne kann noch so breit sein – in Kibo finden sich genug Narren, die sie, wie beim prächtigen Finale zu erleben war, füllen können.
Quelle: Die Rheinpfalz (Donnersberger Rundschau) vom 26.01.2015, Renate Stein
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