Eine närrische Bushaltestelle

Akteure der Kibo Karnevalgesellschaft begeistern bei Seniorenfasnacht in Stadthalle

Was das Bühnenbild in der Stadthalle symbolisch schon versprochen hatte, lösten die Akteure der Kibo-Karnevalgesellschaft in einem mehr als dreistündigen Programm ein: Sie boten den Besuchern der Kirchheimbolandener Seniorenfasnacht ein Feuerwerk aus Musik, Büttenreden, Tänzen und Klamauk – ein rundum gelungener Auftakt in die heiße Phase der Kampagne. Einziger kleiner Kritikpunkt: Etwas mehr Begeisterung hätten die Mitwirkenden hier und da verdient gehabt.

Zum Auftakt ließ die Ranzengarde traditionell die Waffen „sprechen“: Entweder hatten die Mitglieder diese geschärft oder auf neue Munition umgestellt – jedenfalls flogen die Konfetti und Luftschlangen dieses Mal bis zum anderen Ende der Halle. Mit Bravour meisterte der Stadtrat die Aufgabe, die er im November traditionell bei der Rathausstürmung gestellt bekommen hatte: Die Ratsmitglieder sollten „Persönlichkeiten aus 650 Jahren Stadtgeschichte“ gesanglich vorstellen – vom „Mick Jagger der damaligen Zeit“ (gemeint war Wolfgang Amadeus Mozart) über Georg von Neumayer, Carl Glaser und Heinrich von Brunck bis hin zur Demokratin Mathilde Hitzfeld. Diese diente als Überleitung zur bevorstehenden Bürgermeisterwahl, gipfelnd in dem passenden Song „… wenn ich König von Kibo wär’“.
Zuvor hatte Beigeordneter Peter Stumpfhäuser gekonnt die städtischen Ereignisse des vergangenen Jahres glossiert – und gleich zu Beginn die fehlende Anrede in der Einladung zur Seniorenfasnacht mit den Worten kommentiert, diese sei den vom Rechnungshof angemahnten Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen. Thematisiert wurde unter anderem der Rollstuhl-gerechte Ausbau der Schlossstraße – wegen fehlender Breite werde hier über eine Ampelregelung nachgedacht – sowie die Veräußerung von Teilen des Museums. Angedacht sei, „die ganze Exponade“ bei Stadtbürgermeister Klaus Hartmüller „im Gade abzulade“.
Einmal mehr begeisterten die Brüder Moritz, Felix und Tim Willig („MFT“) – dieses Mal verstärkt um ihren Vater Kai und einige ihrer Freunde – mit hochwertigem Gesang, selbst gedichteten Texten und flotten Tanzeinlagen. Thema der Geschichte samt Keuschheitsgürtel und Gefangenschaft in ihrer Heimatgemeinde Bischheim war Robin Hood, der angeblich einst auch im „Bauwald-Forest“ gastiert hatte. 
Die Gruppe „Riwwer Niwwer“ brachte mit der „närrischen Bushaltestelle Nummer 11“ ebenso eine lockere, perfekt einstudierte Nummer auf die Bühne wie der Jungelferrat, der unter Leitung von Kapitän Willig mit dem U-Boot „U KiBo 11“ zu Klängen aus dem Filmhit „Das Boot“ zu Meeresbewohnern und Inselschönheiten aufbrach. Ein Höhepunkt: ein leicht übergewichtiger Sepia mit einer Stimme, die verdächtig an Reiner Calmund erinnerte. Gewohnt grandios die Leistung des „Kibo-Balletts“: Ob zu Beginn der traditionelle Auftritt der Prinzessgarde, die Showtänze „Die mystischen Schuhe“, „The Great Gatsby“ und „Wild West“ oder die schwungvolle Darbietung der beiden Funkenmariechen Mina Schneider und Ella Metzger – einmal mehr waren die Elevinnen der Ballettschule Flex & Point von ihren Trainerinnen Kristine Uhl, Lisa und Nora Fröhlich perfekt vorbereitet worden und bestachen auch durch tolle Kostüme.
Als „Galionsfigur der Sommerrodelbahn“ bezeichnete sich Protokoller Ernst-Ludwig Huy, der ferner in seinem wie üblich scharfzüngigen und viel beklatschten Vortrag ankündigte, als „Dunnerschberjer Rodelwalz“ Karriere zu machen. Er brach – augenzwinkernd – eine Lanze für die immer mehr in Mode kommenden Bürgerinitiativen. Weitere regte er an – gegen Wölfe, Luchse, die Wiederbelebung des „North Point“, den Abzug des Rettungshubschraubers oder schwachsinnige Leserbriefe. Huy: „Auch beim Wetter läuft einiges schief – dagegen eine Bürgerinitiativ’.“
Ehrenpräsident Karlheinz Bieck schlüpfte mit Frack und Zylinder in die Rolle eines Ehemannes an seinem 50. Hochzeitstag. Seine Frau, so berichtete er, sei eine vom „Rockenhausen hinnerm Berg Adel“ – als sie als Kind aufgetaucht sei, sei ihr Vater sogleich abgetaucht. Früher habe er seine Angetraute auf Händen getragen, heute wünsche er sich einen Gabelstapler …
Abgerundet haben die abwechslungsreiche Sitzung die „Kibo Nachtschwärmer“ mit bekannten Hits wie „Cordula Grün“ und einem Medley von Wolfgang Petry. Zum Gelingen beigetragen hat wie immer auch die Hausband „The Entertainers“. Professionell durchs Programm führte Sitzungspräsident Frank Müller.

Quelle: DIE RHEINPFALZ “Donnersberger Rundschau” vom 6.8.2019 / Silvia Enders